Chronik des Molkereiverbandes für Ostfriesland MVO

Die ostfriesischen Molkereien wurden zwischen 1890 und 1910 gegründet. 1960 gab es in Ostfriesland noch 48 Molkereien, davon 15 im Kreis Leer.

Um Butter und kleinere Käsemengen besser vermarkten zu können, wurde bereits 1910 der MVO mit Sitz in Aurich gegründet. Der 1. Weltkrieg beendete alle Aktivitäten, so erfolgte 1920 eine Neugründung mit Sitz in Leer. Bereits 1921 wurde in Leer ein großes Kühlhaus gebaut.

Ziel des MVO zunächst:

  1. Zentrale Erfassung, Lagerung und Vermarktung von Butter und kleineren Käsemengen.
  2. Belieferung der Molkereien mit Reinigungsmitteln, Verpackungen und Ersatzteilen.
  3. Beratung in Fragen der Produktion und Qualität.
  4. Technische Beratung und Verkauf von Maschinen mit Kundendienst.

Jede Molkerei hatte einen Sitz in Vorstand oder Aufsichtsrat.

1968 wurde in der Europäischen Gemeinschaft die Milchmarktordnung eingeführt, mit Preisgarantien für Butter und Magermilchpulver. Die Produktion von Butter und Magermilchpulver wurde so interessant, dass alle Molkereien die Käseproduktion einstellten. Der MVO baute die Produktion von Magermilchpulver aus und hatte 1978 den modernsten Sprühturm Europas. Die Konzentration auf Interventionsprodukte wie Butter und Magermilchpulver brachte den Bauern sicheres Milchgeld, aber eine totale Abhängigkeit von der Agrarpolitik in Brüssel. Das ostfriesische Landvolk sah diese Entwicklung mit großer Sorge und gab 1971 ein Gutachten bei Professor Neitzke aus Kiel in Auftrag. Dieses Gutachten plante für Ostfriesland fünf Molkereien, jede sollte sich auf ein Produkt wie Käse oder Trinkmilch spezialisieren. Der Plan wurde von den Molkereien abgelehnt.

Um die Abhängigkeit von der Intervention abzubauen, stieg der MVO nach langer Diskussion 1979 in die Produktion von Vollmilchpulver ein. 1983 wurde die Produktion von Butteröl aufgebaut. Die Vermarktung lief über die niederländischen Genossenschaften Domo und Frico.

1986 beteiligte sich der MVO an der Zentralkäserei Edewecht ZKO. Die Molkereien mussten jetzt 15 % ihrer Milch an den MVO liefern für Vollmilchpulver, Butteröl und Käse.

1979 und 1982 wies Dr. Fischer in Vorträgen vor Vertretern der Molkereien auf die Strukturprobleme und Abhängigkeit von der Intervention hin. Bei den Molkereien tat sich fast nichts.

Um den Absatz zu verbessern, fusionierte der MVO mit der Butter und Eier Zentralgenossenschaft Oldenburg, BEZ. Am 1. Januar 1988 wurde aus MVO und BEZ die MZO Molkereizentrale Oldenburg Ostfriesland.

Am 1. Januar 1989 erfolgte die Fusion mit der Butter Absatz Zentrale Osnabrück BAZ zur Molkereizentrale Oldenburg, Osnabrück, Ostfriesland.

Die MZO war die größte Molkereizentrale Deutschlands, mit einem Umsatz von 1,5 Mrd. DM und der größte Käsevermarkter mit sehr hohem Exportanteil. Die MZO sollte ein Gegengewicht gegen Aldi, Lidl, Edeka etc. sein.

1991 kaufte die MZO das Libby’s Werk in Leer von Nestlé.

Laut Satzung sollte die MZO nur vermarkten und keine Produktion betreiben, um den Molkereien keine Konkurrenz zu machen.

Unter dem Dach der Zentralkäserei ZKO wurden alle Produktionsbetriebe zusammengefasst, mit eigenem Rechnungswesen. Die Geschäftsführung erfolgte durch die Geschäftsführer der MZO.

Betriebsstätten der ZKO:

  1. Edewecht: Käse
  2. Leer: Vollmilchpulver, Magermilchpulver und Butteröl
  3. Beesten: Weichkäse, Sahne und Kondensmilch
  4. Libby’s: Kondensmilch in Dosen und Vollmilchpulver

Alle Betriebsstätten waren auf Milchlieferungen der 51 Molkereien im Verbund der MZO angewiesen, denn es gab durch die Milchquote von 1984 keinen Zuwachs an Milchmenge. Der Verbund verlor Milch durch Wechsel der Molkerei Wilhelmshaven an Brio in den Niederlanden. Es gab Fusionen im Raum Osnabrück nach Westfalen. Immer größere Milchmengen gingen in die Käserei Edewecht. Die Verarbeitung der Milch zu Käse brachte mehr Geld als Milchpulver, Butteröl und Kondensmilch. Die Molkereien waren nicht bereit, mehr Milch an die ZKO zu liefern. Das Werk Leer, früher MVO und Libby’s konnte nicht mehr ausgelastet werden. 1992 wurde der frühere MVO nach über 70 Jahren geschlossen. Das frühere Libby’s Werk wurde später ebenfalls geschlossen.

Ammersum, im März 2021

Gerhard Bruns

ehemaliger Vorstandsvorsitzender MVO und MZO

Chronologie der Milchkontrolle in Weser- Ems

1879 In den Statuten des VOSt (Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter) war die Führung von Melkregistern vorgesehen, das Echo war so negativ, dass es in der geänderten Satzung von 1883 nicht mehr erwähnt wurde.
1888 Von J.W. Sissing, Jemgum werden erstmals hohe Tagesgemelke festgehalten und veröffentlicht.
1895 Ökonomierat N. Wychgram, Wybelsum wählt 7 Betriebe gleichmäßig über Ostfriesland verteilt aus und kontrolliert so in 14- tägigen Abstand 97 Kühe. Er ermittelt eine Durchschnittsleistung von 3.178 kg mit 3,08% Fett.
1896 Vom Königl. Preußischen Ministerium für Landwirtschaft wird ein Probemelken angeregt, um ein Vergleich zwischen den Regionen zu erhalten.
1902 LHV (Landwirtschaftlicher Hauptverein) und VOSt beschließen die Einrichtung von Kontrollvereinen nach dänischem Vorbild. In Züchterkreisen reagierte man skeptisch.
1902/03 Auf Vorstandsbeschluss des Wesermarsch- Herdbuchvereins wird von Heinrich Tantzen, Hiddingen von zwei Herden mit 12 Kühen die Laktationsdauer, Milchmenge, Fettgehalt und Buttermenge ermittelt.
1903 Im Raum Norden, Krummhörn werden 8 Kontrollvereine gegründet.
1904 Die einzelnen Kontrollvereine schließen sich zum „Verband der ostfriesischen Milchkontrollvereine“ zusammen.
1922 Gründung des ersten Kontrollvereins im Emsland und Gründung erster Milchkontrollvereine auf Initiative der Herdbuch-Gesellschaft in Osnabrück.
1935 Einführung der Pflichtmilchkontrolle. Auflösung der Kontrollvereine und Bildung des Landeskontrollverbandes Weser- Ems. Übertragung der Güteüberwachung an den Landeskontrollverband.
1948 Aufhebung der Pflichtkontrolle und Wiederaufleben der Kontrollvereine unter dem Dachverband „Arbeitsgemeinschaft der Milchviehkontrollverbände Weser-Ems e.V.“.
1971 Umbenennung der „Arbeitsgemeinschaft der Milchviehkontrollverbände Weser-Ems e.V.“ in „Landeskontrollverband Weser- Ems e.V.“.
2001 Verschmelzung der vier regionalen Milchkontrollverbände Friesland, Emsland-Südoldenburg, Oldenburg und Osnabrück sowie der Landeskontrollverband Weser Ems zu einem neuen Landeskontrollverband Weser-Ems e.V..
2013 Der LKV Weser-Ems e.V. gründet zusammen mit dem MKV Elbe-Weser e.V., dem MKV Mittelweser e.V. sowie den in Niedersachsen ansässigen Zuchtverbänden den Dachverband LKV Niedersachsen e.V..

Entwicklung der Milchviehhaltung in Weser- Ems

Prüfungsjahr Betriebe
insgesamt
Kühe
insgesamt
MLP-
Betriebe*
MLP-Kühe* Anteil MLP-Betriebe
in %
Anteil MLP-Kühe
in %
1950 95.380 407.414 18.782 158.068 19,7 38,8
1955 86.865 392.303 24.150 181.253 27,8 46,2
1960 83.323 410.535 28.778 220.875 34,5 53,8
1965 74.808 428.774 26.433 232.771 35,3 54,3
1970 60.923 457.114 22.089 246.535 36,3 53,9
1975 44.676 463.688 16.642 257.413 37,3 55,5
1980 33.592 509.781 14.229 312.522 42,4 61,3
1985 27.371 566.556 12.831 346.661 46,9 61,2
1990 22.916 497.093 12.024 309.581 52,5 62,3
1995 15.955 439.142 9.867 324.430 61,8 73,9
2000 10.088 382.799 7.324 305.728 72,6 79,9
2005 8.486 369.373 6.255 303.693 73,7 82,2
2010 6.222 374.431 5.110 327.727 82,1 87,5
2011 5.966 385.346 4.956 342.128 83,1 88,8
2015 5.128 430.775 4.382 387.453 85,5 89,9
2020 4.226 415.015 3.664 371.435 86,7 89,5
2022 3.845 396.064 3.156 358.960 82,1 90,6

* Anzahl MLP-Kühe- und Betriebe jeweils Stand 30.09. (vor 1960 jeweils 31.12.)